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Literatur

Wir wollen an dieser Stelle Literatur über die Mongolei vorstellen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Literatur, die in deutscher Sprache verfügbar ist. In vielen Fällen handelt es dabei um Literatur, die nur noch antiquarisch zu beschaffen ist. Wir wollen die Besucher unserer Seite auf diese Literatur neugierig machen und wünschen viel Lesevergnügen. Mongolische Literatur  besprechen wir an anderer Stelle.

Mit besonderer Freude möchten wir an erter Stelle auf eine außergeöhnliche Online-Zeitschrift verweisen, die von Menschen mit Trisomie 21 herausgegeben wird: Ohrenkuss. Es ist noch nicht so lange her, dass diese Genanomalie in schlimmster rassistischer Tradiiton nach ihrem „Entdecker“, dem Arzt Down als „Down-Syndrom“ oder „Mongolismus“ bezeichnet wurde. Die Herausgeber dieser Zeitschrift haben sich eines Sommers auf die Reise begeben, um das Land selbst kennenzulernen

Einer der ersten und völlig „nüchternen“ Berichte über die Mongolei nördlich der Gobi ist der Bericht „Im Land der lebenden Buddha“ von Walter Bornhorst, der damals schon 10 Jahre lang als Pferdeaufkäufer in der Mongolei tätig war und das Leben dort beschreibt.

Wer englisch kann und wirklich tief in das 19. Jahrhundert der Mongolei eintauchen will, seien die Veröffentlichungen von und über den schottischen Missionar James Gilmour ans Herz gelegt.

Peter Simon Pallas

Unter dem Titel „Sammlung historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften“ erschien im Jahre 1891 (als Nachdruck aus dem Jahr1980 leicht erhältlich) ein Bericht des Naturforschers Peter Simon Pallas über die in Russland lebenden Kalmücken. Pallas trägt in diesem Bericht aber weit mehr als nur das Wissen über die in Russland lebenden Kalmücken zusammen, sondern berichtet auch über deren Geschichte und alles, was er in der Begegnung mit den Kalmücken über die Mongolen insgesamt, über deren Religion, ihre Geschichte etc. in Erfahrung gebracht hat. Die beiden Bände sind u.a. im Mongoleishop zu beziehen. Jeder Band enthält auch Nachdrucke der Stiche, die Pallas während und nach seinen Reisen hat anfertigen lassen.

Fluchtliteratur

Ein Motiv mehrerer Bücher zur Mongolei ist das Thema der Flucht: Es ist die Flucht im ersten Weltkrieg und danach aus Russland in Richtung China oder Indien oder auch die Flucht aus sibirischer Gefangenschaft nach dem zweiten Weltkrieg nach Indien. Es ist dem Verfasser ein Fall bekannt, dass ein Soldat aus dem ersten Weltkrieg aus russischerr Kriegsgefangenschaft in Irkutsk geflohen ist, in der Mongolei den Häschern von Ungern-Sternberg in die Hände fiel und in die Truppe gepresst wurde. Er konnte auch diesem entkommen, um über Schanghai wieder nach Frakfurt am Main zu gelangen (wo er begeisterten Wandervögeln von seinen Abenteuern erzählte. Das ganze wird im Buch von Berry Westenburger: Wir pfeifen auf den ganzen Schwindel aus seiner illegalen Jugendgruppe im Faschismus berichtet). In gewisser Weise gehört auch das Buch von Albert Steffen zu dieser Kategorie der „Fluchtliteratur“. Das wichtigste Buch für die Kenntnis der Mongolei Anfang der 20er Jahre ist aber das literarisch aufbereitete Tagebuch von Josef Geleta:

  • Ladislaus Forbath: Die Neue Mongolei. Nach Joseph Geleta’s Tagebuch. Das Buch ist antiquarisch noch leicht zu bekommen (u.a. über ZVAB.COM)

Doch während dieses Tagebuch die ungewollte Beteiligung des Ingenieurs Joseph Geleta am Aufbau der Infrastruktur in der Mongolei in den 20er Jahren beschreibt, beschreiben die meisten anderen Bücher dieser Art lediglich die mehr oder weniger heldenhaft verbrämte Flucht deutscher Kriegsgefangener aus der Internierung nach dem ersten oder zweiten Weltkrieg. Dies ist zwar eine historische Tatsache, hat aber in Bezug auf die Mongolei keinen Erkenntniswert:

  • Hans Eduard Dettmann: Flucht quer durch Asien, Schneider-Verlag. Das Buch schildert die FLucht zweier deutscher Soldaten nach dem zweiten Weltkrieg aus Sibirien bis nach Indien. Dass Dettmann nie im Leben die nördliche Mongolei gesehen hat, wird u.a. daran deutlich, dass er die Landschaft gleich hinter der Grenze im Norden als sandige, wasserlose Wüste beschreibt, während die Mongolei dort grün, wasserreich und keineswegs sandig ist.
  • Velter, Joseph: Flucht durch die Gobi. Velters Buch ist reine Tritbrettfahrerei. Es erschien 1951, ein Jahr nach Mühlenwegs „In Geheimer Mission durch die Wüste Gobi“. Wesentliche Teile sind schlicht abgekupfert. Peinlich.

Was wir nicht empfehlen können

Es gibt eine Reihe von Büchern zum Thema Mongolei, die wir nicht empfehlen können. Wir führen sie hier trotzdem an, weil sie u.a. für die Frage, wie die Mongolei in Europa rezipiert worden ist, von Interese sind.

Karl May: Dann lieber doch nicht in die Mongolei

Als Old Shatterhand – der Freund von Winnetou – in Nordamerika oder als Kara ben Nemsi – Karl (May), Sohn des Deutschen – in Nordafrika und den arabischen Ländern, aber Karl May in der Mongolei? Und dann noch dieser Sam Hawkins, dieser mit seinem merkwürdigen Lachen als Schelm bekannt gewordene Nebenheld so mancher Western-Geschichten, der soll sich auch in der Mongolei – oder zumindest bis an deren Grenze – herumgetrieben haben?

Doch, das stimmt. Sam Hawkins, von Karl May meist Sam Hawkens geschrieben, manchmal auch als Samuel Forke oder Sam Barth als gebürtiger Deutscher (Sachse) bezeichnet, eben jeder „Westmann“, der eine Skalpierung überlebt hat, taucht dann in einem weniger bekannten Roman Karl Mays auf. Vorbild für Sam Hawkens war mit ziemlicher Sicherheit ein tatsächlich existierender und von einem Grizzly skalpierter Pelztierjäger namens Hugh Glass, der Anfang des 19. Jahrhunderts gelebt hat.

Dieser eher unbekannte Roman Karl Mays wurde als Fortsetzungsroman in 109 Lieferungen unter dem Titel „Deutsche Herzen – Deutsche Helden“ 1885 – 1889 für den Verlag Münchmeyer geschrieben. Teile des Romans wurden später dann unter dem Titel „Die Kosaken“, „Zobeljäger und Kosak“ oder dem zweibändigen „Der Engel der Verbannten“ zweit- und drittverwertet – „ausgekoppelt“ heißt das in der Musikbranche.

Als Quelle (zumindest für den Teil, der an der mongolischen Grenze in Ulan Ude (damals Werchne Udinsk) spielt, hat Karl May damals wohl der Reisebericht von Adolf Erman: Reise um die Erde durch Nordasien und die beiden Oceane in den Jahren 1828, 1829 und 1830 angenommen werden. Die Stadt wird von Karl May so beschrieben: „So ein befestigtes Kosakenlager an der Grenze macht nicht etwa einen sehr imponierenden Eindruck. Die Befestigungen bestehen nur aus einem rund um den Ort aufgeworfenen Wall, außerhalb dessen der Graben liegt, aus dem die Erde aufgeworfen wurde. Im höchsten Fall wird der Wall von einer Reihe einfacher Palisaden gekrönt. Die Häuser sind klein und meist aus Holz gefertigt. Das entspricht dem nomadischen Charakter der dortigen Bevölkerung. Ein Wirtshaus darf natürlich nicht fehlen, ebensowenig ein Kramladen, in dem die wenigen Gebrauchsgegenstände, deren ein Kosak bedarf, zu haben sind.“ Doch die Mongolei ist für Sam Hawkins dann doch zu gefährlich. So entwickelt er einen Fluchtplan der Verbannten, der eben nicht über Kjakhta in die Mongolei, sondern durch die sibirischen Wälder führt: „Ihr müsst unter allen Umständen als Kosaken, die eine hochgeborene Familie zu eskortieren haben, durch Sibirien flüchten, da ihr drüben in den Einöden der Mongolei und der Kirgisensteppe verkommen würdet.“ Diese „Kirgisensteppe“ war die noch im 19. Jahrhundert übliche Bezeichnung der Steppen Sibiriens und Mittelasiens.

Wie in allen Romanen Karl Mays dient die Exotik der Landschaft und der Ferne nur als Kulisse für eine recht simple Geschichte. Die Geschichten wurden aufgeschrieben und das Interesse des Publikums an fremden Ländern wurde in einer Vielzahl von Zeitschriften in Form von Fortsetzungsgeschichten zur Publikumsbindung veröffentlicht. Immerhin hat Karl May sich bemüht, einiges an Literatur zu beschaffen, um nicht völlige Phantasiewelten als Kulisse für seine Geschichten aufzubauen.

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